7. August 2020 - Aktuelles aus Trogir
Während unsere Hauptaufmerksamkeit seit Monaten Covid-19 gilt, fand im Juli die Parlamentswahl in Kroatien statt, auf die wir hier kurz eingehen möchten: Die regierende konservative Partei HDZ ging als Sieger hervor, allerdings wird sie einen Koalitionspartner benötigen. Von 151 Mandaten errang die HDZ 61; die Sozialdemokraten (SDP) kam auf 41 Mandate; drittstärkste Partei wurde die rechtspopulistische Heimatsbewegung um den Volksliedsänger Miroslav Skoro mit 16 Mandaten. Von dem guten Management des Beginns der Coronakrise Anfang März hat die regierende Partei sicherlich profitiert. Andererseits war die Wahlbeteiligung - wohl aufgrund von Corona - sehr niedrig und erreichte nicht einmal die 50%-Marke. So wählten in Trogir gerade einmal 44,76% der Wahlberechtigten. Die konservative HDZ bekam in Trogir 38,35% der Stimmen, während die Sozialdemokraten 27,47% gewannen; der rechtspopulistischen Heimatbewegung gaben 11,38% ihre Stimme.
Im Juli wurde alle Maßnahmen zur Renovierung der alten Trogirer Brücke beschlossen und in die Wege geleitet. Ab Herbst soll die alte Brücke neue moderne Stützkonstruktionen bekommen; außerdem soll sie durch ein neues Geländer, frischen Asphalt und moderne Beleuchtung optisch aufgewertet werden. Das Vorhaben ist nun möglich, da der Verkehr über die neue große Brücke umgeleitet werden kann. „Die alte Brücke hat über 50 Jahre den Trogirern gedient und sicherlich viel gelitten. Da sie jetzt immer noch viel genutzt wird, bin ich froh, dass sie renoviert wird“, sagte der Trogirer Bürgermeister Bilić gerührt.
Diesen Juli-Bericht über Trogir zu schreiben, ohne sich dem wichtigsten Thema der Trogirer zu widmen, nämlich dem Tourismus und den Touristen, wäre unangebracht. In einem ausführlichen Interview im Trogirer Radio erläuterte der zweite Bürgermeister Viktor Novak die jetzige Lage und ging auf die neuesten Besucherzahlen dieser „Coronasaison“ ein. Laut Novak waren dieses Jahr im Juni 80% weniger Touristen zu Besuch als noch im gleichen Monat vor einem Jahr; im Juli waren es immerhin noch 55% weniger. Die meisten Besucher kamen aus Polen und Deutschland, auf den dritten Platz schafften es dieses Jahr zum ersten Mal die Kroaten selbst. Der August gilt als der stärkste Monat in der touristischen Branche. Dementsprechend optimistisch wird mit mindestens 50% der Vorjahresgäste gerechnet. Am besten läuft es dieses Jahr für den Segel- und Nautiktourismus, der im Vergleich zu 2019 immerhin nur einen Rückgang von 20% verkraften muss.
Was die Auswirkungen der Urlaubssaison auf die Ausbreitung des Virus sein wird, wissen wir noch nicht. Was Corona hingegen jetzt schon verändert hat, sind die Hochzeitsfeiern in Kroatien. Die von den Kroaten geliebten Hochzeiten mit mehreren hundert Teilnehmern sind untersagt und Hochzeitsgesellschaften von circa 150 Leuten werden teilweise von der Polizei und Sicherheitsfirmen aufgesucht. Hochzeitmusiker und Restaurants müssen zusätzliche Auflagen erfüllen, die nicht zum gelassenen und maßlosen Feiern beitragen. Die einzigen Gewinner in dieser Branche scheinen Agenturen zu sein, die ausländischen Kunden eine Hochzeit in Kroatien vermitteln, zumindest laut Ivana Knežević, Inhaberin der Agentur „Promessi – Weddings and Events in Croatia“. Die Hochzeitsgesellschaften ausländischer Kunden seien zum einen viel kleiner und würden bevorzugt in der Natur gefeiert, was den Agenturen in der jetzigen Coronazeit sehr entgegenkommen würde, so Knežević.
Und jetzt machen wir ein kleines Experiment: Wir fahren nach Trogir, wo es ein Wiedersehen mit Familie und Freunden gibt, und wo man sich gegenseitig in die Arme fällt – ups, in die Arme fallen wird es dieses Jahr nicht geben… Wird das klappen? Maria hilf! Schöne Sommerferien!
Branka Schröder