6. März 2016 - Aktuelles aus Trogir
Normalerweise reist man nicht im Februar nach Trogir, aber als wir das machten, nahm unser Staunen kein Ende. Die Stadt wirkte so leer, nahezu alle Geschäfte und Cafés waren geschlossen und auf den Straßen trafen wir nur vereinzelt Passanten, die eilig durch die Gassen huschten. Ein seltsames Straßenbild, an das wir nicht gewohnt waren.
Aber dieser Blick ist natürlich rein touristischer Natur. Dass das Gemeindeleben auch in den Wintermonaten weitergeht, zeigt uns auch eine große Begehung der Trogirer Altstadt durch die Trogirer Abteilung für Denkmalschutz. Nach Aussage des Vorsitzenden Dr. Miroslavc Katić müssten mindestens sieben Bauprojekte gestoppt werden, weil sie maßlos das Trogirer Kulturerbe zerstören. Vielen Bauherren geht das Bewusstsein für den Erhalt des alten Trogirer Stadtbildes völlig verloren. Die Altstadt ist als wirtschaftlicher Standort sehr beliebt; dass es aber viele Bauvorschriften gibt, blenden viele Bauherren aus. Ein weiteres Problem ist das Anbringen von Werbetafeln. „Was können wir von kleinen privaten Unternehmern erwarten, wenn sich sogar die große Bank nicht darum schert, riesige Schilder an historischen Mauern anzubringen und so die alte Bausubstanz zu schädigen. Dieses Jahr feiert Trogir seine 20jährige Mitgliedschaft in der UNESCO-Gemeinde. So ist es enorm wichtig, das öffentliche Bewusstsein für dieses herausragende Kulturerbe und dessen Erhalt zu stärken und wirtschaftlichen Interessen unterzuordnen“, sagte Dr. Katić.
Im Februar wurde in Trogir erstmalig ein mehrtägiger Markt eröffnet, auf dem sich das kontinentale Kroatien mit dem mediterranen verbindet. Auf dem „Grün-Blau Markt“ wurden viele Bioprodukte, die ausschließlich aus Kroatien stammen, präsentiert, egal ob es sich um Lebensmittel, landwirtschaftliche Produkte oder Naturheilkunde handelte. Viele Fachleute aus Landwirtschaft, Forschung und Gastronomie tauschten ihre Erfahrungen aus. Ein wichtiges Thema war außerdem die Vermarktung der Produkte. Das ganze Programm wurde natürlich vielfältig kulinarisch und musikalisch begleitet.
Die große Trogirer Kulturveranstaltung in den Sommermonaten „Trogirsko ljeto“, die heuer zum 46sten Mal von Juni bis September stattfindet, nimmt schon ab Februar die Bewerbung interessierter Künstler an. Nach dem Bewerbungsschluss wird eine Fachkommission die Teilnehmer aussuchen und wie jedes Jahr ein interessantes, abwechslungsreiches Programm aus Musik, Tanz, Theater und Kunstausstellungen zusammenstellen, das erfahrungsgemäß immer gut ankommt, sowohl bei den Einheimischen als auch den Touristen.
In der kroatischen Öffentlichkeit wird oft, gerade von Seiten der Kirche, im wieder gewarnt vor sinkenden Geburtenraten. Das zuständige Amt in Zagreb hat dazu keine Stellungnahme abgegeben, aber die Zahlen von 2015 veröffentlicht. So wurden in Kroatien 2015 37.559 Kinder geboren davon 19.418 Jungs und 18.141 Mädchen. Die beliebtesten Jungennamen waren Luka, Ivan und David. Bei den Mädchen machten Mia, Lucija und Ema das Rennen. Man hörte im vergangenen Jahr auch öfter, wie Mütter „Maks“ riefen, aber das scheint dann doch eine seltenere Ausnahme der Globalisierung zu sein…
Branka Schröder