3. April 2020 - Aktuelles aus Trogir
Wie fängt man diesen Monatsbericht in dieser beispiellosen Zeit an? Emotional, rational, ängstlich, gefasst – keine Ahnung.
Vielleicht beginnt man am besten mit den Zahlen. In Kroatien gibt es zur Zeit 963 bestätigte Coronafälle, davon 133 in Dalmatien (Stand: 1.4.2020).
Die kroatische Regierung hat ziemlich schnell auf diese Krise reagiert und sofort auf die stärksten Maßnahmen gesetzt, ohne viele Erkrankte zu haben. Die Bevölkerung war und ist immer noch sehr froh darüber. In Gesprächen mit Bürgern fällt ausnahmslos nur Lob und man hört nur Positives über den Staat, der bis jetzt alles im Griff zu haben scheint. Die Einwohner eines ehemals sozialistischen Staates, der noch vor dreißig Jahren im Krieg verfangen war, denken in solchen Zeiten nicht über die Freiheit und das Bevormunden des Einzelnen nach. Stattdessen sind sie in der Regel froh, dass der Staat sich der Sache annimmt und sein Volk zu schützen versucht.
Der Trogirer Bürgermeister Ante Bilić appellierte per Video an alle Trogirer, dass sie zuhause bleiben und versuchen sollten, ruhig und besonnen zu sein. Er bedankte sich bei allen Einwohnern und betonte, dass das Verhalten der Bürger Teil der Lösung dieser Krise sei.
Der Verkehr durch Trogir wird durch die Polizei kontrolliert. Jeder, der unterwegs ist, braucht eine amtliche Erlaubnis, die im Rathaus zu bekommen ist. Natürlich bekommen nur Arbeitsgruppen, die für die Grundversorgung zuständig sind, solch eine Genehmigung. Die Krankenhausversorgung hingegen ist dürftig. Schon in normalen Zeiten gab es Engpässe, weil nicht genug Betten vorhanden waren, obwohl jedem kroatischen Bürger medizinische Versorgung zugesichert ist. Bei der Versorgung mit Medikamenten gibt es bis jetzt keine wesentlichen Mängel. Mit Schutzkleidung sieht es etwas schlechter aus. Mundschutzmasken werden an jeder Ecke genäht und produziert. Bezüglich Lebensmittel fehlt Fleisch am häufigsten. Gemüse hat fast jeder Kroate im Garten, was sich in der jetzigen Zeit als sehr hilfreich erweist.
In diesen Zeiten fällt die Religiosität der Kroaten besonders auf. Die Rede von Papst Franziskus auf dem leeren Petersplatz im Vatikan wurde in voller Länge zur besten Sendezeit übertragen. Viele Kirchen haben sich schon umorganisiert und halten Messen online; dieses Angebot wird von sehr vielen dankend angenommen.
Als ob die Coronakrise den Alltag aller Menschen nicht schon ausreichend verändert hätte, spielte die Natur den Kroaten noch einen zusätzlichen Streich in der Form mehrer Erdbeben, welche sich nördlich von Zagreb mit Stärken von bis zu 5,4 ereigneten. So musste wieder einmal ein neuer, zusätzlicher Krisenstab her. Wenn dies in einem Film passiert wäre, hätten wir ihn höchstens mit zwei Sternen bewertet: „Zu viele unrealistische Szenarios“, „zu dick aufgetragen“ und Ähnliches hätten wir gesagt, oder?
Liebe Leserinnen und Leser,
wir wissen nicht, ob der nächste Monatsbericht anders sein wird. Was wir jetzt aber definitiv wissen, ist, dass sich in der Zukunft etwas ändern soll und wird; zu dem „Was“ und „Wie“ müssen wir noch brainstormen. Zeit haben wir dafür gerade zur Genüge...
Branka Schröder