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2. Juni 2024 - Aktuelles aus Trogir

Die neue Regierung in Kroatien steht. Leider hat der Rechtsruck auch Kroatien erfasst. Der kroatische Ministerpräsident Andrej Plenković, der gleichzeitig auch Vorsitzender der konservativen HDZ ist, ist zum dritten Mal Regierungschef geworden. Um an der Macht zu bleiben, hat ihm die ultrarechte Heimatpartei (DP) geholfen und ist nun Koalitionspartner. Sie haben drei der 18 Ministerien erhalten, darunter ein neu geschaffenes Ressort für Bevölkerungspolitik. Dieses soll Strategien gegen den durch Auswanderung und niedrige Geburtenraten verursachten Bevölkerungsschwund entwickeln. Ob Regierungschef Plenković die DP im Zaum halten wird, lässt sich noch nicht sagen. Er gilt als proeuropäisch und eher liberal denkender Konservativer.

Schon lange waren die Kroaten nicht so in den Eurovision Song Contest involviert wie dieses Jahr. Schon vor dem Contest im schwedischen Malmö galt der junge kroatische Musiker aus Istrien, Marko Purišić, mit seiner Band Baby Lasagna als Favorit. Der energiegeladene Rocksong von Purišić mit dem Titel „Rim Tim Tagi Dim“ handelt von Menschen, die aus Kroatien auswandern, und deren Ängste und Stress, wenn sie diesen Schritt machen. Am Ende wurde Baby Lasagna Zweiter in Malmö und gewann zusätzlich den Publikumspreis. Schon vor dem Finale brach eine richtige Euphoriewelle über Kroatien herein; überall entstanden Flashmobs mit Tanzabfolgen, wie Purišić selbst im Song tanzt. Nach so einem Erfolg hat die Hauptstadt Zagreb einen großen Empfang organisiert, bei dem Tausende Fans den jungen Musiker bejubelten und mit ihm sangen und tanzten.

Um bei der Kultur zu bleiben: Im Mai, bei den 77. Filmfestspielen von Cannes, gewann der kroatische Kurzfilm „Der Mann, der nicht schweigen konnte“ von Nebojša Slijepčević die Goldene Palme für Kurzfilme. Das Thema des Filmes basiert auf einer wahren Begebenheit aus dem Krieg von 1993, dem Massaker von Štrpci. Bei diesem schrecklichen Ereignis holten serbische paramilitärische Kräfte aus Ostbosnien alle Mitreisenden mit muslimischen Namen aus dem Zug Belgrad-Bar. Ein Offizier, der noch die jugoslawische Uniform trug, namens Tomo Buzov, der aus Kaštela stammte, konnte dieses unmenschliche Ereignis nicht schweigend hinnehmen und protestierte, was ihm schließlich das Leben kostete. Der Film wird aus der Perspektive eines anderen Passagiers erzählt, der sich in dieser Situation duckte und so am Leben blieb.

Um in diesem Monat fast ausschließlich bei der Kultur zu bleiben, erwähnen wir noch Ursa Ljuban, die uns allen wohlbekannte Organistin aus Trogir. Sie ist nicht nur eine großartige Künstlerin und Pädagogin, sondern auch eine tolle Vermittlerin ihres Fachs. Sie hat das Orgel-Festival Trogir ins Leben gerufen. Im Mai hat sie bereits einen Vortrag in ihrer eigenen Stadt über Orgeln gehalten, um die Menschen in Trogir für ihre vielen Kirchen und deren Orgeln zu sensibilisieren. In ihrem zweiten Projekt ging es um Orgel-Education für Kinder, das sie sogar in Zagreb vorstellen durfte. Im laufenden Sommer folgen Konzerte und andere interessante Projekte. Solche jungen und engagierten Menschen braucht eine Stadt, ein Land und – wir alle.


Branka Schröder